Für viele Sportler ist eine gesunde Ernährungsweise heutzutage Standard. Gerade jetzt vor Beginn des Frühjahrs, versuchen viele Gesundheitsbewusste, noch ein paar Änderungen an ihren Essgewohnheiten vorzunehmen. Das kann zum Beispiel so aussehen, dass diejenigen, die noch ein paar Kilo Gewicht bis zum Beginn der wärmeren Jahreszeit verlieren wollen, auf Limonaden und zuckerhaltige Snacks verzichten. Andere Sportler, die noch etwas Muskelmasse bis zum Beginn der Badehosen Saison hinzugewinnen wollen, erhöhen vielleicht die Proteinaufnahme.
Kleine, bedachte Änderungen wie die beschriebenen, können einen positiven Einfluss auf die allgemeine Gesundheit haben. Es gibt aber auch Leute, die die Änderungen der Ernährungsgewohnheiten zu weit treiben, indem ganze Lebensmittelgruppen gestrichen werden und jeder Bissen genau analysiert wird, bevor er auf den Teller kommt. Für einige dieser Leute kann dieser Wunsch, sich ausschließlich aus „gesunden“ Quellen zu ernähren, zu einer Sucht werden, bekannt auch unter dem Namen Orthorexia Nervosa.
Wie schon erwähnt, kann eine zu starke Fixierung auf „gesunde“, „pure“, etc. Lebensmittel zu einer Orthorexia Nervosa führen. Diese Essstörung kann man am extremen Ende der gesundheitsbewussten Ernährungsweise ansiedeln. Anders als bei bekannteren Formen von Essstörungen, wie Magersucht oder Bulimie, geht es den Betroffenen nicht darum, möglichst dünn zu sein und viel Gewicht zu verlieren, oder um die Menge an Lebensmitteln, die jeden Tag gegessen wird.
Die Betroffenen sind eher extrem fixiert darauf, nur Lebensmittel von vermeintlich höchster Qualität und Reinheit zu sich zu nehmen. Es werden nur organische, zertifizierte Lebensmittel zu sich genommen. Sollten Sie einmal etwas minderwertiges zu sich genommen haben, dann sind viele Betroffene danach noch härter zu sich selbst.
Wer sich aber einfach nur gesünder ernähren möchte, schwimmt nicht gleich auf der Orthorexie Schiene. Der Unterschied liegt darin, ob die Auswahl von Lebensmittelquellen auch noch einen negativen Einfluss auf den Rest des Lebens hat. „Erst wenn man eine Einstellung entwickelt, in der man eine Besessenheit in Bezug auf die ausgewählten Lebensmittel entwickelt, wird es problematisch,“ erwähnt Taz Bhatia, MD, ein Gesundheits- und Wellness Experte.
Bei einigen Betroffenen, die unter Orthorexia leiden, wird ein Punkt erreicht, an dem schon der Gedanke an das Essen einen Einfluss auf den Spaß am täglichen Leben hat. Das geht so weit, dass Betroffene nicht mehr zusammen mit ihren Freunden essen gehen, weil sie Angst haben, etwas ungesundes zu sich zu nehmen.
Eine „Alles oder Nichts“ Mentalität bei der Ernährung, ist in jedem Fall nicht empfehlenswert. „Wenn man sich selbst sagt, dass man ein bestimmtes Lebensmittel nicht essen darf, endet das oft in einem Gedankenspiel, bei dem das verbotene Lebensmittel sogar noch attraktiver wird“, sagt Bhatia. Statt Lebensmittel als „gesund“ oder „ungesund“ zu kennzeichnen, oder ganze Kategorien als „gut“ oder „schlecht“, sollte man sich selbst die Möglichkeit geben, alles zu essen. Danach hat man noch immer die Möglichkeit zu schauen, wie der Körper sich damit fühlt.
Versuchen Sie festzustellen, wie die von Ihnen eingenommenen Mahlzeiten Sie mental und physisch beeinflussen. Wie fühlt sich Ihr Bauch an, ist er nach der Mahlzeit aufgebläht oder normal? Fühlen Sie sich gut, eher müde oder voll mit Energie nach einer bestimmten Mahlzeit? Beantworten Sie sich diese Fragen ehrlich und sie sind auf dem besten Weg, gesündere Entscheidungen zu treffen, was ihre Mahlzeiten betrifft.
Wenn Sie an die gesunde Ernährung mit Achtsamkeit herangehen, dann ist das in jedem Fall der empfehlenswertere Weg. Sie sollten lernen, aus der Situation heraus zu entscheiden und zum Beispiel zu sagen, „O.k., ich habe heute schon viele zuckerhaltige Sachen gegessen–ab jetzt nehme ich für heute nur noch kohlenhydratarme, proteinreiche Quellen zu mir“.
Mißachten Sie Ihre Heißhungerattacken nicht. Restriktive Ernährungsformen und Ernährungspläne, die ganze Lebensmittelgruppen oder Nährstoffkategorien ausschließen, können einen negativen Einfluss auf die Ernährung haben. Das klingt zwar in der Theorie oft recht gut, wenn man alle Regeln einhält, aber viele Ernährungsformen und Ernährungspläne kompensieren nicht dass, was weggelassen wird.
Weshalb man Heißhungerattacken nicht einfach ignorieren sollte; „Wenn Sie zum Beispiel Heißhunger auf ein schönes Steak haben, dann kann das daran liegen, dass Sie vielleicht nicht ausreichend Protein aus verschiedenen Quellen zu sich nehmen– aktuell nutzen Sie vielleicht fast ausschließlich Sojaprotein als Proteinquelle. Sie sollten aber möglichst Proteine aus unterschiedlichen Quellen nutzen, da die Aminosäurenprofile unterschiedlicher Lebensmittel ganz verschieden sind.“
Man sollte außerdem immer bedenken, dass eine gesunde Ernährungsweise von einer Mahlzeit zur nächsten und auch von einer Person zur anderen, unterschiedlich aussehen kann. Es gibt mehr als nur eine Möglichkeit, sich gesund zu ernähren– jede Ernährungsform hat sowohl ihre Vor- als auch ihre Nachteile. Ein intelligenter Umgang mit dem, was man isst, ist die Basis für eine gesunde, aber dennoch ausgewogene Ernährung. Es sollte genügend Raum bleiben, sein Leben zu genießen und sich nicht durch eine überzogene Sorgfalt bei der Auswahl vermeintlich gesunder Lebensmittel unter Stress zu setzen.
Bildquellen: © Floydine / Dollar Photo Club und Fitbit
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